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Zwischen Statussymbol und Gebrauchsgegenstand: Vom eigenen Auto zum Produkt Mobilität

Ob Nostalgie oder Statussymbol – ein Auto kann für den Besitzer vieles bedeuten. Die meisten Schweizer:innen haben jedoch eine eher schwache emotionale Bindung zu ihrem Auto und sehen es mehr als Gebrauchsgegenstand. Zudem gibt es dank neuer Mobilitätsformen zahlreiche praktische Alternativen, die insbesondere in Grossstädten von vielen Menschen immer mehr genutzt werden.



Hat das Statussymbol Auto ausgedient?


Der tägliche Weg zu Arbeit, Einkäufen oder Freizeitaktivitäten, das Wochenende auf dem Land oder die Fahrt zum Bahnhof bei Regen – 80% der Schweizer Bevölkerung besitzen ein eigenes Auto, und dieses steht in der Regel jederzeit zur Verfügung.(1) Es gibt aber auch Alternativen zum eigenen Auto. Das bekannteste Beispiel ist das Carsharing, aber natürlich zählen auch Taxis und individuelle Fahrtanbieter wie Uber zum Autoverkehr.

In den Grossstädten verzichten zudem immer mehr Menschen auf das Auto und nutzen, neben dem ÖV, auch mehr und mehr andere Formen der Mobilität und Mikromobilität, wie Scooter und Velos. Auf dem Land, wo immerhin ein Drittel der Schweizer Bevölkerung lebt, würde jeder Zweite den ÖV für den Arbeitsweg nutzen, wenn er besser ausgebaut wäre. Momentan stellt das Auto im ländlichen Raum aber weiterhin die Fortbewegungsart Nummer 1 dar.(2)

 

Erstaunlich ist, dass in der Schweiz seit 2005 die Zahl autofreier Haushalte wächst, die meisten davon in der Stadt, obwohl in der gleichen Zeit immer mehr PW zugelassen wurden. Überraschend ist an dieser Stelle auch, dass Studien zufolge in hochentwickelten Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften wie der Schweiz die Zahl der Menschen, die einen Führerschein machen, gleich bleibt oder sogar schrumpft.(3) Gleiches gilt auch für den Autobesitz. Das liegt zum einen an einem veränderten Mobilitätsverhalten, insbesondere der jüngeren Generationen, und zum anderen an der Urbanisierung selbst: Bei vielen Autos auf engem Raum kommt es schnell zu Stau und einer schwierigen Parksituation.

 

Der Einfluss der Digitalisierung


Bereits vor dem Coronavirus und der inzwischen verflogenen Angst vor Ansteckung im ÖV breitete sich eine neue Form des Individualverkehrs aus. Auf dem Zweiradmarkt haben die E-Velos in den letzten Jahren einen rasanten Zuwachs verzeichnet. Auch weitere kleine Fortbewegungsmittel wie der E-Roller wurden im Zuge der stark voranschreitenden Elektrifizierung grossflächig verfügbar. So ist es möglich, auch ohne ÖV Kurzstrecken zurückzulegen oder nähere Orte flexibler und schneller zu erreichen. Die zunehmende Digitalisierung ermöglicht heute eine bequeme Buchung von Mikromobilitätsmitteln bis hin zum Carsharing. Mit der Vernetzung der verschiedenen Angebote ist die Reiseplanung sehr viel einfacher geworden und liegt vor allem in der Hand des Nutzers. Man könnte sagen, das Smartphone ist der zentrale Treiber für neue Mobilität.


Abonnement oder Kauf?


Bei diesem grossen Angebot an jederzeit verfügbarer Mobilität liegt es nahe, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Es hat einen hohen Anschaffungspreis und ist teuer im Unterhalt. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, einen eigenen E-Scooter zu besitzen oder ein E-Velo zu leasen oder kaufen. Vor allem die jüngeren Generationen wählen jedoch nach ihrem aktuellen Bedarf zwischen den verschiedenen Mobilitätsangeboten. Das Auto-Abo mit monatlichen Gebühren, vorhersehbaren Kostenstrukturen und bedarfsgerechten Paketen besitzt Ähnlichkeit mit dem Leasing, ist jedoch weit flexibler und kurzfristiger. Demgegenüber steht das Carsharing, bei dem auf Abruf einzelne Fahrten mit verschiedenen Fahrzeugen gebucht werden. Ein ähnliches Geschäftsmodell nutzen die Mikromobilitätsangebote wie E-Scooter oder E-Velos.

Carsharing wird in der Stadt von einem Fünftel regelmässig genutzt, während es auf dem Land immerhin rund 10% sind. Und auch die Anzahl der Auto-Abonnements steigt stetig.(4) Auch bei Uber und ähnlichen Angeboten steigt ein Drittel der Befragten mindestens einmal im Monat zu. Noch häufiger jedoch wird Mikromobilität genutzt: Beinahe jeder Zweite aus der Grossstadt und ein Drittel der Befragten auf dem Land nutzen Angebote wie E-Bikes oder E-Scooter im Bezahlmodell, das eigene Velo oder gehen zu Fuss.(5)

 

Für Abonnementdienste spricht nicht nur die flexiblere Laufzeit gegenüber Kauf oder Leasing. Im weltweiten Vergleich belegen Bequemlichkeit, Verfügbarkeit und eine vorhersehbare Kostenstruktur die vorderen Ränge. Dahinter rangieren unkomplizierte Vertragsabschlüsse und komplett digitale Services. Mit anderen Worten: Je einfacher die Nutzung eines Abo-Fahrzeugs ist, desto eher greifen die Kunden zu.(6)

 

Fazit


Selbst wenn das Auto in absehbarer Zukunft weiterhin die Nummer eins bleibt, muss es nicht immer zwingend im eigenen Besitz oder bei allen Fahrten die erste Wahl sein. Es existiert als eine gleichberechtigte Option neben den neuen integrierten Mobilitäts- und Verkehrssysteme.

 

 

 Quellen:

1) Sotomo, Astara: Schweizer Mobilitätsbarometer, Auto und mehr: Mobilität heute und morgen, 2023

2) McKinsey & Company: Zukunft der Mobilität in der Schweiz, 2021

3) Bundesamt für Raumentwicklung ARE: Verkehrsperspektiven 2050, Schlussbericht, 2022

4) Sotomo, Astara: Schweizer Mobilitätsbarometer, Auto und mehr: Mobilität heute und morgen, 2023

5) McKinsey & Company: Zukunft der Mobilität in der Schweiz, 2021

6) Deloitte: 2024 Global Automotive Consumer Study, 2024

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